Geschichte

Phase VDie Geschichte des Horster Ministerialadelssitzes im damaligen Vest Recklinghausen lässt sich bis in das ausgehende 12. Jahrhundert zurück verfolgen.

Aus einer bescheidenen Hofanlage zwischen zwei Emscherarmen entwickelte sich über Generationen eine recht stattliche Burganlage.

Als Rutger von der Horst bei der Erbteilung im Jahre 1547 in Besitz der väterlichen Burg gekommen war, lies er diese nach seinen Vorstellungen umgestalten. Ein Brand setzte diesem Vorhaben 1554 ein Ende. Noch im gleichen Jahr entschloss sich der Burgherr, den vermutlich stark beschädigten Burgbau zu schleifen und an dessen Stelle eine regelmäßige Schlossanlage im Stil des niederländischen Manierismus, einer dekorativen Spielart der Renaissance, zu errichten.

Rutger von der HorstAnna von PalandtDie Bauarbeiten begannen noch 1554. Als leitenden Baumeister konnte er mit Arnt Johannsen toe Boecop den Stadtbaumeister von Arnheim gewinnen. So entstand in etwa 20 Jahren nach den Wünschen des humanistisch gebildeten Bauherrn und wahrscheinlich Plänen des Arnt Johannsen eine regelmäßige Anlage auf quadratischem Grundriss mit vier vorgeschobenen Ecktürmen, die „welsche Hauben“ krönten. Zwei hohe Gebäude im Nordwinkel sowie zwei eingeschossige Galeriegänge im Süden umschlossen den Hof. Die für Westfalen völlig neuartige architektonische Konzeption kombinierte einen kastellartigen französischen Grundriss mit vorgeschobenen Ecktürmen mit einer, dem italienischen „palazzo urbano“ entlehnten, Binnenstruktur, die mittels der hofseitig vorgelagerten Galerien konsequent zwischen öffentlichen Verkehrsflächen und privaten Räumlichkeiten ganz im Sinne des neuen Lebensgefühls der Renaissance unterschied.

Hinsichtlich des reichen bauplastischen Schmucks von Außenbau und Innenräumen aus Baumberger Sandstein bediente sich der Bauherr befähigter Bildhauer aus dem deutschniederländischen Grenzgebiet. Sie verliehen diesem ersten kompletten Renaissanceschloss auf westfälischem Boden unverwechselbare Züge im Stil des niederländischen Manierismus. Die Krönung der prächtigen Ausstattung waren einst etwa zehn große Bildkamine aus Sandstein, von denen lediglich der sogenannte Auferstehungskamin die Jahrhunderte an seinem ursprünglichen Platz überdauerte.

1907Trotz intensiven Erhaltungsbemühens der Eigentümer verfiel Schloß Horst im Laufe der Zeit. Der weiche Baugrund im Gebiet der Emscher trug ebenso dazu bei, wie die dafür ungeeignete Fundamentierung. So blieb nach 1850 von der ehedem prächtigen Anlage nur ein Teil erhalten, der bis in die 1920er Jahre landwirtschaftlich genutzt wurde. Einer damals begonnenen ersten Phase öffentlicher Nutzung als Volkserholungsstätte folgte nach 1970 ein erneuter Niedergang.

Mit dem Engagement des im Jahre 1985 gegründeten Förderverein Schloß Horst setzte schließlich die grundlegende Rettung des Schlosses ein, welches am 13. August 1999 als Kultur und Bürgerzentrum mit integriertem Standesamt und gepflegter Gastronomie der Öffentlichkeit übergeben wurde.